27. Mai 2013

Energiemanagement: Festlegung des Anwendungsbereiches

Die ISO 50001 – Anforderungen an ein Energiemanagementsystem (EnMS) bietet den Organisationen die Möglichkeit, den Anwendungsbereich (Grenzen) und somit den Gültigkeitsbereich des Systems selbst festzulegen. Das stellt eine gewisse Herausforderung dar, ist aber unbedingt für die Entwicklung des Energieplanungsprozesses erforderlich.

Auszug aus ISO 50001:2011

1. Anwendungsbereich:

Diese Internationale Norm legt die Anforderungen zur Einführung, Verwirklichung, Aufrechterhaltung und Verbesserung eines Energiemanagementsystems fest, mit dem Ziel, eine Organisation in die Lage zu versetzen, durch einen systematischen Ansatz eine kontinuierliche Verbesserung der energiebezogenen Leistung, einschließlich der Energieeffizienz, des Energieeinsatzes und des Energieverbrauchs, zu erzielen.

 

Begriffsdefinition „Anwendungsbereich“:

Umfang der Aktivitäten, Anlagen/Standorte und Entscheidungen, welche die Organisation durch ein EnMS erfasst, welches mehrere Grenzen umfassen kann.

ANMERKUNG: Der Anwendungsbereich kann Energie bezüglich Transporte einschließen.

Die Festlegungen zum Anwendungsbereich und Grenzen des EnMS sind wichtig, da alle wesentlichen Energieaspekte aus diesem Anwendungsbereich berücksichtigt werden sollen.

 

Erkenntnisse

  • Die Abgrenzung des Gültigkeitsrahmens (Anwendungsbereiches) entscheidet über die Komplexität des EnMS. So kann z.B. eine dem Werkanschluss vorgelagerte Hochspannungsschaltanlage, der Versorgungs- oder Lieferverkehr oder die Produktion extern gefertigter Baugruppen entsprechend dem Einfluss auf den Energieverbrauch ausgegrenzt oder eingeschlossen werden.
  • Die Definition des Anwendungsbereiches soll ermöglichen, den Energieeinsatz 100% der Summe der Energieverbräuche zuzuordnen, sowohl was die Energiebestandteile (Strom, Gas, Wärme, usw.) betrifft, als auch die eingesetzte Gesamtenergie (in kWh). Zu beachten ist, dass Energien im System umgewandelt werden können oder das System als diffuse „Wärmestrahlung“ (siehe 1. Hauptsatz der Thermodynamik) verlassen.

Um welche „Energien“ geht es im Energiemanagement?

(Quelle: GUTcert Leitfaden „In 18 Schritten über 3 Stufen zum effizienten Energiemanagement nach ISO 50001“)

Um den direkten Einsatz von Energie durch:

  • Verbrennung von Koks/Kohle, Gas, Öl oder Ersatzstoffen
  • Einsatz von z.B. Diesel im Fuhrpark oder zum internen Transport über Stapler
  • ggf. Gas, das neben dem chemisch-kalorischen Energieeintrag einen zusätzlichen Energieeintrag durch seinen Vordruck beinhalten kann

Ebenfalls einzubeziehen sind:

  • bereits veredelte Energien wie Strom, Dampf, Fernwärme, Fernkälte oder Druckluft, die von außerhalb des Bilanzkreises bezogen werden
  • nicht über die Bilanzgrenze bezogen, aber intern selbst erzeugter Strom, Dampf, Wärme, Kühlwasser oder Druckluft

Betrachtet werden sollte zudem die Abgabe von Energie über die Bilanzgrenze nach außen:

  • z.B. als brennbares CO-Gas
  • als Produkt für einen Nachbarn (z.B. Dampf, Fernwärme oder Strom)
  • als energetisch zu verwertender Reststoff (z.B. Holzstaub, Schnitzel usw.)
  • als Abwärme im Kühlwasser, als Strahlungswärme oder diffus als warme Luft

Für die Gesamtanalyse wichtig ist auch der ggf. enorme physikalische Energiegehalt bzw. der „Carbon Footprint“ der angelieferten Druckgase wie z.B. N2, Argon, O2, Acetylen oder H2 (ob energetisch genutzt oder nicht!). Technische Gase stellen neben ihrem physikalischen Energiegehalt ggf. auch einen chemischen bereit.

Folgerungen und Erwartungen

  • Die Festlegung der Anwendungsgrenzen ist für einen seriösen Energieplanungsprozess (Analyse des Energieeinsatzes und des -verbrauches) erforderlich
  • Der Energieplanungsprozess ist das Kernstück der ISO 50001
  • Die Bewertung der CO2-Emissionen (Umweltauswirkungen) ist auch für den Energieplanungsprozess sinnvoll, da es ein Ziel der ISO 50001 ist die Treibhausgase zu reduzieren
  • Mit der Analyse in den Organisationen soll auch die Freistellung von Energieaudits ermöglicht werden

Die allgemeinen Anforderungen der ISO 50001 (Benennung Energieteam, Kommunikation, usw.) stellen für bereits ISO 14001 zertifizierte Organisationen keinen großen Herausforderungen dar. Spannend wird es sicherlich beim Energieplanungsprozess und somit bei der Bewertung der „Energetischen Ausgangsbasis“. Auf dieser basieren in weiterer Folge die Ableitung von Leistungsindikatoren und Aktivitäten.

Autor

Netzwerkpartner*in

Herr Ing. Wolfgang Hackenauer, MSc

Netzwerkpartner, Produktexperte Umwelt und Energie

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