14. Jun 2017

Umweltmanagement: Chancen nutzen und Zukunft mit Verantwortung gestalten

Dieser Artikel ist im Q1-Magazin erschienen

Hier gelangen Sie zur aktuellen Ausgabe.

Die Umweltmanagementnorm ISO 14001 hat sich seit ihrer Einführung vor mehr als 20 Jahren zur globalen Erfolgsgeschichte entwickelt. Weltweit sind bereits über 300.000 Organisationen nach dieser Norm zertifiziert. Wie DI Axel Dick, MSc (Business Development Umwelt und Energie, CSR, Quality Austria) betont, sei man längst nicht am Ende der Fahnenstange angelangt, denn die ISO 14001 geht mit dem Trend der Zeit: So wurde die Umweltmanagementnorm nach zwei Jahrzehnten ihres Bestehens überarbeitet und setzt mit dem Ausgabedatum September 2015 neue Maßstäbe.

„Umweltmanagement wird aufgrund von globalen Trends, neuen Herausforderungen und vielfältigen Chancen, die man damit verknüpfen kann, in den kommenden Jahren noch mehr an Bedeutung gewinnen“, prognostiziert Dick.

Der Zukunftsforscher Matthias Horx schreibt über den Megatrend Neo-Ökologie und über die neue Achtsamkeit im Umgang mit Ressourcen. Mit dem Nachhaltigkeits- und Diversitätsverbesserungsgesetz (BGBL 20/2017) für große Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern und die im öffentlichen Interesse stehen, kommt CSR auch in die Bilanz und damit werden weitere Impulse für Umwelt-, Energie- und CSR Management sowie für Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz zu erwarten sein.

 

Der Mensch als Naturgewalt

Immer öfter stellt sich die Frage, was Umwelt-, Energie- und CSR-Managementsysteme für die Gegenwart und Zukunft leisten können und sollen. Passt sich der Mensch seiner Umwelt an oder passt er die Umwelt seinem Verhalten an? Folgt man aktuellen geowissenschaftlichen Diskussionen, wird der Mensch immer häufiger als wichtigster geologischer Faktor genannt. Das Zeitalter des Anthropozäns ist angebrochen, in dem der Mensch zum wichtigsten Einflussfaktor auf biologische, geologische und atmosphärische Prozesse der Erde geworden ist. Diese Entwicklung spiegelt sich aber auch in gesellschaftspolitischen Diskussionen wider: So zeigt die derzeit im Kunsthaus Wien laufende Ausstellung „Wasser“ des kanadischen Fotografen Edward Burtynsky die Auswirkungen menschlichen Eingreifens auf die Natur. Im Interview mit dem „Umweltjournal“ sprach Burtynsky davon, dass der Mensch zur Naturgewalt geworden sei und sich die Erde untertan gemacht habe. „Was wir der Zukunft geben, sind die Entscheidungen, die wir heute treffen“, wird der Künstler auf der Ausstellungswebsite zitiert. „Dabei geht es dem Fotografen nicht darum, einen Schuldigen zu suchen, sondern eine gesellschaftspolitische Diskussion anzustoßen“, so Dick. Diese hat das Umweltjournal mit der letzten Ausgabe aufgegriffen.

 

Die ISO 14001 im umweltpolitischen Kontext

Welche zukünftigen Rahmenbedingungen werden die Politik, Wirtschaft und Gesellschaft prägen? Dazu muss man die Energie- und Klimapolitik auf globaler, europäischer und nationaler Ebene betrachten. 2020 wird der Ende 2015 in Paris beschlossene und in Folge ratifizierte Klimaschutzvertrag in Kraft treten. Die Energiestrategie 2020 der EU wird mit Fokus auf den Meilenstein 2030 weiterentwickelt, wie Dick erklärt: „Um das international vereinbarte 2-Grad-Ziel zu erreichen und die Folgen des Klimawandels doch noch managen zu können, soll die Dekarbonisierung der Wirtschaft auf europäischer Ebene eine CO2-Reduktion um 80% bringen. Das heißt aber, dass hier sehr ambitionierte Ziele und letztendlich Maßnahmen auf allen Ebenen Politik, Wirtschaft und Gesellschaft umzusetzen sind, um von Meilenstein zu Meilenstein die Zwischenziele zu erreichen.“ Damit wird den Themen Energieeinsparung, Steigerung der Energie- und Materialeffizienz und Nutzung alternativer Energieressourcen eine immer wichtigere Bedeutung zukommen.

Auffallend und interessant sei laut Dick, dass zahlreiche umweltpolitische Initiativen und Trends parallel zur Ratifizierung des Klimaschutzvertrages und der Revision der ISO 14001 gelaufen seien. Beispiel dafür ist die Formulierung der 17 UN-Nachhaltigkeitsziele (Sustainable Development Goals, kurz SDGs) von 2015.

Acht dieser 17 SDGs können über ein Umweltmanagement zielgerichtet und systematisch verfolgt werden, wie zum Beispiel:

  • SDG Ziel 8: Dauerhaftes, inklusives und nachhaltiges Wirtschaftswachstum, volle und ertragreiche Erwerbstätigkeit und menschenwürdige Arbeit für alle erreichen
  • SDG Ziel 12: Nachhaltige Konsum- und Produktionsstrukturen sichern

Weiters hat die Europäischen Kommission Ende 2015 das Kreislaufwirtschaftspaket mit neu überarbeiteten Zielen vorgelegt, um Rohstoffkreisläufe im ressourcenarmen Europa effektiver zu schließen, Sekundärrohstoffmärke weiter zu entwickeln und um Produkt- und Geschäftsmodellinnovationen anzustoßen. Damit könne die Lebenswegbetrachtung von Produkten und Dienstleistungen auch stärker in den Mittelpunkt der Wirtschafts- und Umweltpolitik treten. Auch hier kann die neue ISO 14001 mit der Anforderung, Umweltaspekte und Umweltauswirkungen entlang des Lebensweges (von Beschaffung, Design, Produktion, Logistik, Marktkommunikation und Recycling bis hin zur finalen Entsorgung) neue Impulse geben. Denn der Ressourcenverbrauch stellt global ein brisantes Thema dar. Laut einem UN-Bericht aus 2016 hat sich dieser verdreifacht, gleichzeitig ist die Materialeffizienz global gesunken: Im Zeitraum von 1970 bis 2010 nahm der Abbau von Rohstoffen von 22 Mrd. auf 70 Mrd. Tonnen zu und wird sich bei gleichbleibendem Trend bis 2050 auf 180 Mrd. Tonnen weiter signifikant erhöhen. Dieses hier in Kürze beschriebene Umfeld steckt den Rahmen für die Organisationen heute und für die weitere Entwicklung ab. Die Intention der geforderten Kontextanalyse in der ISO 14001:2015 ist es, das gesamthafte Verständnis über die Organisation zu verbessern.

 

Umweltmanagement wird Chefsache

„Die neue Umweltmanagementnorm ISO 14001:2015 unterstützt mit der sogenannten Kontextanalyse (Umfeldanalyse) dabei, Trends, Entwicklungen, aber auch Herausforderungen zu erfassen und daraus Risiken aber auch Chancen für den Geschäftserfolg von heute und morgen abzuleiten und umzusetzen“, betont Dick.

Umweltmanagement wird zur Chefsache, da Leadership stärker in das Zentrum gerückt und Umweltgesichtspunkte in die strategische Planung und in Geschäftsprozesse integriert werden. Auch hilft die Umweltmanagementnorm dem Topmanagement dabei gesetzliche, behördliche und sonstige Verpflichtungen einzuhalten, da die Systematik von Plan-Do Check-Act sich auch auf die Einhaltung von diesen Verpflichtungen anwenden lässt. Die ISO 14001 unterstützt dabei den Aufbau eines wirksamen Informations- und Kontrollsystems, das zum Beispiel vor möglichen Verwaltungsstrafen schützt.

Durch mögliche Material- und Energieeffizienzsteigerungen einerseits und Reduktion des Energieverbrauchs andererseits sind unmittelbare Kosteneinsparungen realisierbar. „Man kann dies auch als ‚doppelte Dividende‘ bezeichnen – die Profitabilität steigern und mit grünen Maßnahmen schwarze Zahlen schreiben. Aus internationalen Studien wissen wir, dass Energieeffizienzprogramme die Profitabilität innerhalb von drei Jahren um bis zu 2% steigern können,“ so Dick. Der Hebel der Materialeffizienz könnte noch wirksamer sein, da die Materialkosten in einem produzierenden Gewerbebetrieb ca. 45 bis 50% der Kosten ausmachen. Mehr Rechtssicherheit und Kosteneinsparungen stellen einen unmittelbaren Nutzen für das Topmanagement dar.

qualityaustria Tipps

  • Buchneuerscheinung: Umweltmanagementsysteme ISO 14001:2015 - Das Praxishandbuch zur Umweltmanagementnorm, Austrian Standards plus Publishing/Wien, Quality Austria (Hrsg.), ISBN 978-3-85402-342-5, EUR 79,90, auch als E-Book erhältlich.
  • Bewährte praxisorientierte Lehrgangsreihe Umweltmanagement: 3-tägiges Lehrgang über die spezifischen Forderungen der ISO 14001 und EMAS-Verordnung. Startmodul zur Ausbildung zum Systemmanager Umwelt, 18.-20.09.2017 in Linz,
  • Neues Spezialseminar „Nachhaltige Verbesserung in der Wertschöpfungskette“ zum Thema Lebenswegbetrachtung. Die Normforderung der Lebenswegbetrachtung wird anhand von konkreten Best Practice Beispielen vermittelt. 25.-26.09.2017 in Wien.
  • Best-Practice und wissenschaftliche Perspektiven: 4. qualityaustria Umwelt- und Energieforum in Wien am 28.09.2017: Vorstellung von Best Practice Beispielen aus den Branchen Energie, Bau, Chemie zu den Themen ISO 14001, ISO 50001 und Validierung von Nachhaltigkeitsberichten, Vorstellung des neuen Praxisbuches zur ISO 14001:2015, etc.
  • Praxisorientierte Ausbildung zum Energiebeauftragten inkl. Projektarbeit und Prüfung, Start am 04.10.2017 in Wien, 2 Module zu je 2 Tagen; Anerkennung von der Monitoringstelle.

 

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