30. Okt 2018

Warum sich HACCP und Sicherheitsmanagementsysteme auszahlen.

Produktrückrufe in der Lebensmittelindustrie

Die Sicherheit unserer Lebensmittel wird immer wieder angezweifelt, dabei unterliegen Lebensmittel klaren gesetzlichen Anforderungen und werden strengstens kontrolliert. Skandale, wie zuletzt der Fipronil-Skandal, schwächen das Vertrauen der Konsumenten in Nahrungsmittel und damit auch das Image der Lebensmittelindustrie.

Sicherheit der Produkte so hoch wie noch nie

Heutzutage haben wir die Möglichkeit, die Identität unserer Rohstoffe zu bestimmen, Rückstände und Verunreinigungen in geringsten Spuren und in einer ungeheuren Vielfalt zu analysieren. Auch die gesamte Kette der Herstellung der Produkte ist heute nachvollziehbar und Irreführung und Täuschungen als solche zu erkennen und Maßnahmen einzuleiten.

Unternehmen investieren hohe Summe in die Auswahl der Rohstoffe und den Aufbau langjähriger Lieferantenbeziehungen sowie in die Sicherheit der erzeugten Produkte auf allen Stufen der Herstellung. Am Ende der Produktionsprozesse entstehen Lebensmitteln, die den Erwartungen der Verbraucher und den Anforderungen des Gesetzgebers entsprechen müssen.

 

Fremdkörper in Lebensmittel

Glasfragmente in gemischtem Faschierten, Listerien in Tiefkühlgemüse, Aflatoxine in Popcorn, Rückstände von Reinigungsmittel in Bio Milch sind nur einige Beispiele an Produkten, die als „nicht sicher“ eingestuft und vom Markt zurückgerufen wurden. In der Regel ist die Ursache für dieses Fehlverhalten zwar lokal eingrenzbar, aber die Auswirkungen sind, wie auch der jüngste Vorfall, der Fipronil-Skandal, zeigt, in der gesamten Lebensmittelindustrie über ganze Kontinente hinweg spürbar. Lebensmittel sind oft tausende Kilometer unterwegs und legen „Irrwege“ zurück bis sie bei uns zu Hause landen. Haftung und Verantwortlichkeit sind zumeist nicht einfach zuzuordnen. Umso wichtiger und entscheidender ist es, dass sich jeder Lebensmittelunternehmer in der gesamten Kette der Lebensmittelherstellung seiner Stufenverantwortung bewusst ist und diese auch wahrnimmt.

 

Schon ein Verdacht muss gemeldet werden

Es gilt durch das Einführen von wirksamen Präventivmaßnahmen das Auftreten von lebensmittelbedingten Skandalen zu verhindern. HACCP und gelebte Lebensmittelsicherheitsmanagementsysteme leisten einen wichtigen Beitrag und unterstützen Lebensmittelhersteller dabei, sich ständig zu verbessern, Gefahren zu identifizieren, zu analysieren und letztendlich effizient zu lenken. Solange fehlerhafte Produkte noch im Einflussbereich des Lebensmittelunternehmers sind, ist dies – zumindest rechtlich gesehen – nicht zwingend problematisch. Die Verpflichtung zum Rückruf trifft den Lebensmittelunternehmer ab dem Zeitpunkt, ab dem dieser „nicht sichere“ Produkte auf den Markt gebracht und der Verbraucher diese (möglicher Weise) bereits erworben hat und somit eine Gemeingefährdung nicht ausgeschlossen werden kann.

Dabei sind Unternehmen nicht nur verpflichtet, Behörden zu informieren, wenn ihnen dieser Umstand bekannt ist – ein entsprechender Verdacht ist bereits ausreichend.

In vielen Fällen gehen Rückrufe von den betroffenen Unternehmen, die im Rahmen ihrer Eigenkontrollsysteme auf Abweichungen stoßen, die die Sicherheit der von Ihnen erzeugten Produkte, in Frage stellen, selbst aus. Konsumenten- und Kundenreklamationen sowie Ergebnisse amtlicher Kontrollen können ebenso zu erforderlichen Rückrufen führen. Ein Rückruf kann auch von Behörden angeordnet werden, vor allem dann, wenn der Hersteller selbst keine entsprechenden Vorkehrungen gesetzt hat. Behörden führen immer nur Stichprobenkontrollen durch und sind auf die Eigenverantwortung sowie Kooperationsbereitschaft der Lebensmittelindustrie angewiesen, um die Öffentlichkeit im Bedarfsfall zeitgerecht und zielgerichtet zu informieren und so den Schutz der Verbraucher gewährleisten zu können.

 

Offene und ehrliche Kommunikation wird geschätzt

Es ist keine Schade, Produkte, vor allem im Sinne des vorsorglichen Gesundheitsschutzes der Verbraucher, vom Markt zu nehmen. Die offene Kommunikation in Bezug auf Rückrufe beweist, dass die Bereitschaft dazu in der Lebensmittelindustrie vorhanden ist. Es ist leider unabdingbar, dass Fehler in der Produktherstellung auftreten können und zwar unabhängig von der Branchenzugehörigkeit. Der Umgang ist erkannten Fehlern ist entscheidend. Am Beispiel eines Süßwarenherstellers, der in der jüngsten Vergangenheit, Millionen an Schokoriegeln aus mehr als 50 Ländern nach einer Konsumentenreklamation zurückgerufen hat, weil das Vorkommen von Fremdkörpern in weiteren Teilen der Charge nicht gänzlich ausgeschlossen werden konnte, lässt sich gut erkennen, dass Offenheit in Bezug auf Produktmängel von Konsumenten begrüßt wird und nicht zwingend mit Imageeinbußen einhergeht. Die Bereitschaft, Produkte vorsorglich zurückzurufen und dabei Schuld einzugestehen, wird heute von Verbrauchern nicht unbedingt als ein Zeichen von Schwäche sondern als Zeichen eines hohen Verantwortungsbewusstseins gewertet.

Rückrufe sollen aber keinesfalls dazu verleiten, notwendige Präventivmaßnahmen in der Lebensmittelherstellung zu vernachlässigen bzw. nicht mit der gebotenen Sorgfaltspflicht einzuführen und umsetzen. Die Verpflichtung zur Herstellung sicherer Lebensmittel wird nicht nur von Gesetzgeberseite eingefordert, sondern ist eine Grundverpflichtung, die mit einem hohen Maß an Verantwortung einhergeht, aus dem sich kein Lebensmittelunternehmer bewusst oder unbewusst entziehen kann. Produktrückrufe sind damit kein Mittel zum Zweck, sondern stellen nur die letzte Möglichkeit dar, im Ernstfall den Schutz der Verbraucher bestmöglich zu gewährleisten. Das Bewusstsein darüber ist in der Lebensmittelindustrie fest verankert – nicht umsonst haben Produktstandards und Normen, die auf Sicherheit, Legalität und Qualität von Lebensmittel fokussieren, an Bedeutung gewonnen. Immer mehr Lebensmittelunternehmen setzen darauf, ihr Lebensmittelsicherheitsmanagementsystem und ihre Qualitätsfähigkeit von externer Stelle im Rahmen von Zertifizierungsaudits überwachen zu lassen; eine Entwicklung, die seitens Quality Austria nur begrüßt werden kann.

Autorin

Netzwerkpartner*in

Frau Mag. Elisabeth Voltmer

Netzwerkpartnerin, Produktexpertin Trainings Lebensmittelsicherheit

Ansprechpartner Lebensmittelsicherheit

Team

quadratisches Portraitbild von Wolfgang Leger-Hillebrand

Herr DI Wolfgang Leger-Hillebrand

Prokurist Branchenmanagement Lebensmittelsicherheit

Team

Portraitbild in schwarz weiß von Christina Reichhold mit offenen Haaren

Frau Mag. Christina Reichhold

Business Development Lebensmittel

Netzwerkpartner*in

Frau Mag. Elisabeth Voltmer

Netzwerkpartnerin, Produktexpertin Trainings Lebensmittelsicherheit

Weitere News & Events

Immer topaktuell informiert

18. Apr 2024

Überdurch­schnittlich hohe Weiter­empfehlungs­rate für Quality Austria

Gemeinsam Höchstleistungen erbringen:

Mehr erfahren
16. Apr 2024

Treibhausgase bilanzieren – wozu?

Was Sie jetzt wissen sollten

Mehr erfahren
07. Apr 2024

Weltgesundheitstag

„My health, my right“

Mehr erfahren
29. Mrz 2024

ESG-Management

Updates und Neuigkeiten rund um die 3 Säulen der Nachhaltigkeit

Mehr erfahren
28. Mrz 2024

ISO 14001 wird überarbeitet – was erwartet uns?

Neue Revision geplant

Mehr erfahren
26. Mrz 2024

Innovation? Sicher – und mit System

Innovationsmanagement: Kostenloses Webinar und Zertifikatslehrgang

Mehr erfahren
25. Mrz 2024

Machen Sie die Qualifikationen Ihrer Aus- und Weiter­bildungen einzigartig!

Kostenfreies Webinar mit NKS

Mehr erfahren
22. Mrz 2024

Mit System in die Zukunft

Neue qualityaustria Leistungsübersicht 2024 erschienen

Mehr erfahren
20. Mrz 2024

ESG: Must-Have mit Sinn

Warum ESG-Weiterbildung immer wichtiger wird

Mehr erfahren
19. Mrz 2024

OÖG durch Quality Austria zertifiziert

Spitalsträgerin erhält ISO 9001

Mehr erfahren
18. Mrz 2024

Qualitäts-Champion und Qualitäts-Talent ausgezeichnet

29. qualityaustria Forum:

Mehr erfahren
14. Mrz 2024

Im Spannungs­feld zwischen KI und Digitalisierung bleibt die Qualität menschlich

Das war das 29. qualityaustria Forum

Mehr erfahren
+43 732 34 23 22