16. Nov 2018

12. qualityaustria Gesundheitsforum

Gesundheitssystem von Morgen: Datensammler, Superkliniken und vorbildliche Arbeitgeber

„Wie ‚VUCA‘ ist unsere Gesundheitswelt?“, lautete das Motto des 12. qualityaustria Gesundheitsforums am Donnerstag in der Wolke 19 im Wiener Ares Tower, das sich den immer schwieriger werdenden Rahmenbedingungen in der Branche widmete. Experten zeigten Lösungsansätze für den Mangel an Ärzten- und Pflegepersonal in Österreich, diskutierten die Vor- und Nachteile der neuesten Gadgets und Apps in der Medizin und präsentierten Best Practice-Modelle aus anderen Ländern. Ein Apotheker, der im Vorjahr als bester Arbeitgeber ausgezeichnet wurde, schilderte zudem den richtigen Umgang mit den eigenen Mitarbeitern.

Bild (oben) v.l.n.r.: Susanne Süßner (Koordination Medizinisch-Technischer Dienst, Österreichisches Rotes Kreuz Oberösterreich), Günther Schreiber (Netzwerkpartner, Projektmanagement und Koordination Branche Gesundheitswesen, Quality Austria), Eva Kirchberger (Senior Teaching Fellow und Data Sparks Coach, Imperial College London)

Günther Schreiber (Netzwerkpartner, Projektmanagement und Koordination Branche Gesundheitswesen, Quality Austria) nannte gleich in seiner Eingangsrede einige der Versäumnisse beim Namen: „Die Aufenthaltsdauer in unseren Krankenhäusern wird ständig verkürzt und der Patienten-Durchfluss in den Ambulanzen und Tageskliniken permanent erhöht, damit möglichst viele Patienten behandelt werden können. Die Personalressourcen werden hingegen nicht an die neuen Gegebenheiten angepasst.“ Schreiber plädierte dafür, notwendige Erhöhungen des Personalstandes aktiv anzugehen, und nicht erst dann, wenn einzelne Mitarbeiter bereits gekündigt hätten. „Heute suchen sich nicht mehr die Unternehmen ihre Angestellten aus, sondern umgekehrt.“ Mitarbeiter müssten angstfrei arbeiten und im Unternehmensalltag initiativ Neues wagen können.

 

„Superklinik“ in Dänemark als Vorbild

Schreiber, der selbst als Arzt in Niederösterreich praktiziert, thematisierte auch Best Practice-Modelle aus anderen Ländern. Die „Superklinik“ Aarhus etwa, sei die erste von insgesamt 18 geplanten Superkliniken in Dänemark. Ab 2019 sollen in diesem Spital auf einer Gesamtfläche, die mehr als 60 Fußballfeldern entspricht, mehr als 10.000 Mitarbeiter für jährlich rund eine Million ambulant oder stationär zu behandelnde Patienten da sein. Rund ein Fünftel der geplanten Investitionssumme von EUR 5,6 Mrd. für die dänischen Superkrankenhäuser wird in Hightech-Medizin und EDV investiert. „Das Gesundheitssystem nur als Kostenfaktor zu sehen, ist nicht nachhaltig gedacht. Die kostengünstigere Variante ist vielleicht auf kurze Sicht erfolgreich, aber langfristig siegt die Qualität“, so die Conclusio von Dr. Schreiber.

Gadgets und Apps sammeln fleißig Daten

Konkretisiert wurden die neuesten Healthtech-Projekte im Gesundheitssystem von Eva Kirchberger, Senior Teaching Fellow und Data Sparks Coach am Imperial College in London. Kirchberger berichtete über innovative Unternehmen aus Amerika, Großbritannien und Österreich und deren Beweggründe: „Die Digitalisierung von Gesundheitsservices ist eine der letzten Bastionen, die von Start-ups und Technologiekonzernen noch als wahre Goldgrube angesehen wird.“ Interessant seien vor allem Daten, die von allen möglichen Gadgets und Apps gesammelt werden, um Muster zu erkennen und Voraussagen zu treffen. „Angefangen von ständigen Begleitern, wie etwa Smartwatches, die uns überwachen und Anomalien melden, bis hin zu Routenplanern zur nächsten Ambulanz, reicht die Palette an Entwicklungen“, wie die Expertin eindrucksvoll schilderte.

Betriebliche Gesundheitsförderung als Erfolgsfaktor

Auf Prävention setzt die Initiative „Tut gut!“ mit dem Programm „Gesunder Betrieb“ des NÖ Gesundheits- und Sozialfonds. Programmleiterin Katharina Racher ist nicht nur der Frage nachgegangen, wie die Mitarbeiter und Führungskräfte gesund – und somit arbeitsfähig – gehalten werden können, sondern auch wie man zum attraktiven Arbeitgeber wird. Die Initiative unterstützt Unternehmen bei der Implementierung von betrieblichem Gesundheitsmanagement. „Im Rahmen des Programms ‚Gesunder Betrieb‘ werden Unternehmen von unseren Beraterinnen intensiv begleitet, um die Einhaltung der Kriterien sicherzustellen. Der Erfolg eines Unternehmens und die Leistungsfähigkeit stehen damit in wesentlichem Zusammenhang.“ Interessierte Unternehmen können im Zuge dessen auch eine Zertifizierung gemäß ISO 10006:2003 durchführen, die wiederum zur positiven Imagebildung gegenüber potenziellen Arbeitnehmern dient.

Gesunde Firmenkultur in der Vorzeige-Apotheke

Um die Mitarbeiter als Wettbewerbsfaktor der Zukunft ging es beim Vortrag von Apotheker Klaus Schirmer, Inhaber der team santé obere apotheke in Villach, die beim „great place to work“-Award 2017 den 1. Platz belegte. Der Hobby-Musher referierte über das sogenannte HUSKY-Prinzip. Auch beim Führen eines Hundeschlittens sei die Zusammensetzung des Gespanns extrem wichtig, um die gesetzten Ziele zu erreichen.

„Man muss sich ambitionierte Ziele setzen, die fast schon wehtun, Prozesse müssen schriftlich festgelegt und laufend revidiert werden und es braucht auch eine Fehlerkultur und Feierkultur.“ Zudem sei ausreichend Freiraum für die Mitarbeiter wichtig. Als Schirmer nämlich eines Tages bemerkte, dass er der einzige im Unternehmen ohne Facebook-Account war, hat sich herausgestellt, dass ausgerechnet diejenigen die größten Experten auf diesem Gebiet sind, die in der Rangordnung normalerweise ganz unten stehen: die Lehrlinge. Es wurde das ambitionierte Ziel gesetzt, Österreichs Apotheke mit den meisten Facebook-Fans zu werden. Schlussendlich ist es gelungen.

Bild v.l.n.r.: Petra Dorner (Qualitätsmanagement, Gesamtbetriebsführung Österreich, VAMED Management und Service GmbH), Klaus Schirmer (Inhaber, team santé obere apotheke), Melanie Scheiber (Head of Marketing & PR, Quality Austria), Katharina Racher (Leiterin Bereich Arbeitswelt und Programmleiterin „Gesunder Betrieb“, Initiative „Tut gut!“, NÖ Gesundheits- und Sozialfonds)

 

Harmonisierung und Effizienzsteigerung

Die Wichtigkeit der Implementierung und Aufrechterhaltung von Qualitätsmanagementsystemen unterstrich Petra Dorner, zuständig für Qualitätsmanagement und Gesamtbetriebsführung Österreich bei der VAMED Management und Service GmbH: „Die immer vielfältiger werdenden vertraglichen und gesetzlichen Anforderungen werden zukünftig eine Verstärkung der Harmonisierung und Effizienzsteigerung der Managementsysteme mit sich bringen. Der Faktor der Digitalisierung spielt dabei eine bedeutende Rolle.“ Susanne Süßner, die beim Roten Kreuz Oberösterreich den Medizinisch-Technischen Dienst koordiniert, sprach aus Sicht einer Non-Profit-Organisation über gelebtes Innovationsmanagement als zukünftiger Erfolgsfaktor. „Im Sinne unseres kooperativen Führungsstils ist es für uns eine Selbstverständlichkeit, unsere Mitarbeiter aktiv in den Innovationsprozess miteinzubeziehen – sei es im Rahmen der Ideenfindung als auch in der Bewertung dieser.“

Für Rückfragen:
Manfred Haider
Himmelhoch GmbH
Tel.: +43 650 856 9881

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Herr Dr.med.univ. Günther Schreiber

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