07. Apr 2021

Virtueller Roundtable

Datenschutz in der Telemedizin – Learnings aus der COVID-Pandemie

Telemedizin ist nicht zuletzt seit dem Ausbruch der COVID-19 Pandemie in aller Munde und ein Trend, der definitiv gekommen ist, um zu bleiben. Demographische Herausforderungen, personelle Engpässe (Ärzt*innenmangel, Pflegenotstand) oder steigende Gesundheitsausgaben – all diese Herausforderungen stehen derzeit mehr denn je im Fokus.

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Genau dort setzt die Telemedizin an, um die Effizienz im Gesundheitssystem zu steigern und Potenziale von Informations- und Kommunikationstechnologien in den verschiedensten medizinischen und therapeutischen Anwendungsgebieten sowohl zu erkennen als auch einzusetzen. In einer Forderung der Österreichischen Ärztekammer zur Resolution zu Telemedizin und e-Health wird zudem die Zertifizierung von Hard- und Softwarelösungen bzw. Dienstleistungen fokussiert, um für Ärzt*innen und Patient*innen leichter erkennbar zu machen, wobei es sich um zertifizierte bzw. um nicht-zertifizierte Unternehmen handelt.

Wie sich die Krise nun konkret auf den digitalen Wandel auswirkt, welche Rolle Vertrauen spielt und wie wichtig es ist, sich mit Datenschutz auseinanderzusetzen, diskutieren die Experten Priv. Doz. Dr. Christof Pabinger, Präsident der Telemed Austria und Eckehard Bauer, MSc, Prokurist Business Development für Sicherheitsmanagement, Business Continuity, Risiko, Security, Compliance und Transport, Quality Austria, an unserem digitalen Roundtable.

Was sind für Sie die größten Learnings für Gesundheitsdiensteanbieter (GDA), die aus der Coronakrise entstanden sind?

Christof Pabinger: Die COVID-19 Krisensituation brachte neue Herausforderungen, Dynamiken und Trends hervor. Bereits vor der Pandemie gab es eingeleitete Initiativen in Richtung digitale Transformation, durch die Pandemie ist aber der generelle Druck, schneller auf Anforderungen zu reagieren, massiv erhöht worden.

Bei niedergelassenen Ärzt*innen, kleineren Ambulatorien und anderen Berufsgruppen ist demnach die Erkenntnis aufgekommen, dass Datensicherheit und digitale Prozesse ein zentrales Thema im Risikomanagement sein müssen. Ärzt*innen und Therapeut*innen sehen ihr Berufsrisiko eher in fachlichen Tätigkeiten, wie z. B. bei Kunstfehlern. Es drohen jedoch auch bei Datenschutzverstößen drakonische Strafen sowie der Verlust der Reputation. Das betrifft jeden Einzelnen, nicht nur etwa Krankenhäuser.

In unserer digitalisierten und globalisierten Welt im Gesundheitswesen gibt es niemanden mehr, der keine personenbezogenen Daten auch digital verarbeitet. In Österreich gibt es jedoch noch kein eigenes Telemedizingesetz – demnach ist expressis verbis nichts erlaubt oder verboten, aber: die Versorgungsqualität der Patient*innen darf sich nicht verschlechtern, zum Beispiel bei medizinisch gebotenen Nachuntersuchungsintervallen. Gleichzeitig müssen die Bestimmungen des Ärztegesetzes und des Datenschutzes eingehalten werden.

Ist Telemedizin vertrauenswürdig?

Eckehard Bauer: Durch die Krise zeigt sich rasch, wie resilient bzw. vulnerabel Systeme sind. Digitale Lösungen, die Ärzt*innen als Entscheidungsunterstützung verwenden sollen, erweitern die Ärzt*innen-Patient*innen-Beziehung um eine neue Dimension: Alle Beteiligten müssen diesen digitalen Lösungen vertrauen. Auf der einen Seite ist der Einsatz von Telemedizin in der Gesundheitsversorgung nicht mehr weg zu denken, auf der anderen Seite wissen wir aber: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser! Datensicherheit und Datenschutz im eigenen Unternehmen und gegenüber Patient*innen ist heikel. Das Risikobewusstsein für den Umgang mit persönlichen Daten sollte zwar mit der Einführung der DSGVO vorhanden sein, aber so richtig angekommen ist es erst durch die Coronakrise.

Die Quality Austria und die Telemed Austria haben gemeinsam ein Unternehmenszertifikat entwickelt, welches Hersteller*innen von telemedizinischen Anwendungen Sicherheit bietet, dass ihre Anwendung den geforderten Qualitätskriterien entspricht.  Ohne dieser strengen Regulierung, die verbindlich überprüft oder zertifiziert, wie es um die telemedizinische Lösung tatsächlich bestellt ist, wäre es nahezu unmöglich, eine entsprechende Vertrauensbasis bei allen Beteiligten zu schaffen.

Die Zertifizierung bringt die notwendige Gewissheit, ob man einerseits alle gesetzlichen Anforderungen erfüllt und andererseits auch keine Sicherheitslücke bei sich übersehen hat („Betriebsblindheit“).

Viele sind sich der Gefahr eines Datenlecks oder eines Ausfalls für sie wichtiger Abläufe gar nicht bewusst. Wenn Kernprozesse für einige Zeit stillstehen, ist der Schaden deutlich höher, als die Kosten für eine Zertifizierung. Zertifizierungen schaffen bereits vorab mehr Bewusstsein und unterstützen dabei, Abläufe smarter, sicherer und letztendlich auch effizienter zu gestalten. Der Einsatz macht sich ebenfalls in Jahresergebnissen bzw. im Direktvergleich zum Mitbewerb sichtbar.

Was wird dabei genau geprüft? Was muss so ein System können?

Eckehard Bauer:  Das System muss dem Klientel entsprechend angepasst werden (Usability, Erreichbarkeit,…), denn der wichtigste Faktor ist immer noch der Mensch, also der sogenannte „Human Factor“. Wir erinnern uns an die Anmeldungen zur COVID-Impfung für Menschen über 80 Jahre, die u. a. mit einigen teils technischen, teils logistischen Hürden zu kämpfen hatten. Wie stellt man also sicher, dass Menschen unabhängig von deren technischem Know-How oder deren Internetverbindung zu gleichen Teilen kommunizieren können? Und wie schafft man es, dass die Vertraulichkeit in der Ärzt*innen-Patient*innenkommunikation absolut sichergestellt ist?

Ein Zertifikat als Urkunde für eine Audit von unabhängigen Auditor*innen schafft eben dieses Vertrauen. Patient*innen wissen somit, dass sie gut aufgehoben sind, dass sie bei jemandem profunden sind und die Ärzt*innen ihre technischen Lösungen soweit beherrschen, dass es ihnen als Patient*innen gut geht. Es ist also eine absolut vertrauensbildende Maßnahme, die durch eine Zertifizierung abgedeckt wird. Was dabei jedoch auch absolut notwendig ist, ist der sogenannte Plan-Do-Check-Act-Kreislauf und ein kontinuierlicher Verbesserungsprozess, um das System – und sich selbst – ständig zu reflektieren und weiterzuentwickeln.

Eventuell kann die Telemedizin auch beim akuten Problem des Mangels an Landärzt*innen helfen bzw. den Arbeitsalltag von Landärzt*innen positiv beeinflussen.

Die Zertifizierung hilft also einen Grundstandard ganzheitlich abzusichern, damit die Patient*innen vertrauenswürdig behandelt werden?

Christof Pabinger: Ganz genau! Jeder niedergelassene GDA sollte sich zum Thema Vertrauen und Sicherheit Gedanken machen. Wenn wir wieder an den Datenschutz denken, so ist jeder GDA Datenverantwortliche*r im Sinne des Gesetzes und damit haftbar. Diese Verantwortung kann man auch nicht delegieren!

Als niedergelassener GDA hat man meist auch keine eigenen IT- und Datenschutzexpert*innen im Team und muss sich auf seine Kerntätigkeit fokussieren. Daher ist auch die Idee der Zertifizierung und des Telemedizin Gütesiegels entstanden. Der Grundgedanke dabei ist, telemedizinisch tätige GDA fit für dieses Thema zu machen, gesetzliche Verpflichtungen im Qualitätsmanagement und insbesondere Datenschutz und Datensicherheit, also zentrale Themen in der Telemedizin, zu prüfen und darüber zu informieren. Letztendlich sollen sich GDA weiterhin auf ihre Kerntätigkeiten konzentrieren können, aber rechtlich auf solider Basis.

Ich habe eine Idee bzw. ein Konzept für eine telemedizinische Anwendung in meinem Unternehmen für Ärzt*innen bzw. GDA‘s. Wie kann ich prüfen (lassen), dass diese Idee bzw. dieses Konzept den Anforderungen entspricht?

Christof Pabinger: Wir führen unsere Kund*innen durch die sogenannte „Patient Journey“, stellen kritische Fragen und helfen, die Praxis telemedizintauglich zu machen. Und ist jemand bereit für die Zertifizierung, dann kann es auch schon losgehen:

Wenn auch Sie die Gelegenheit nutzen wollen, Ihr Unternehmen zu zertifizieren und Ihre Konformität mit rechtlichen und regulatorischen Voraussetzungen, sowie Qualitätskriterien bescheinigen zu lassen, fordern Sie am besten gleich die Unterlagen an!

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Kontakt

Priv. Doz. Dr. Christof Pabinger

Präsident der Telemed Austria

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