17. Jun 2021

Ein Beitrag zur Kreislaufwirtschaft

Die Geschichte hinter Circular Globe

Wir leben in einer Wegwerfgesellschaft, die unsere Umwelt und Gesellschaft stark belastet. Die Partnerinnen Schweizerische Vereinigung für Qualitäts- und Management-Systeme (SQS) und Quality Austria leisten einen Beitrag, um dies zu ändern. Zusammen haben wir Circular Globe entwickelt, ein Assessment-Modell und Label für die Kreislaufwirtschaft. Lesen Sie hier, warum dies für uns alle von Bedeutung ist und welche Erkenntnisse wir aus dem Projektmanagement während der Pandemie gewonnen haben.

Das aktuelle wirtschaftliche System ist ausgerichtet auf Besitz sowie stetig wachsenden Konsum, was enorm viel Abfall generiert. Düstere Zukunftsaussichten, könnte man meinen. Doch wir dürfen zuversichtlich sein – dank der Idee der Kreislaufwirtschaft. Sie basiert auf dem Werterhalt, der Nutzung erneuerbarer Energie, sowie einem schonenden Umgang mit Rohstoffen. In vielen Köpfen findet aktuell ein Umdenken statt, ein Wertewandel hat begonnen. Konsument*innen und Unternehmen wollen ihre Entscheidungen mit Rücksicht auf zukünftige Generationen treffen. Sie fragen sich:

  • Warum soll ein Mobiltelefon nicht reparierbar sein?
  • Können wir einer Jeans nicht ein 2., 3. oder sogar 4. Leben schenken?
  • Müssen wir alle Alltagsgegenstände besitzen, oder reicht es, wenn wir sie zur Nutzung zeitlich begrenzt «abonnieren»?

Innovative, zukunftsorientierte Unternehmen stellen sich diese Fragen und beantworten sie mit neuen Werten und Geschäftsmodellen. Sie nutzen die digitale Transformation und binden ihre Partner*innen entlang der gesamten Wertschöpfungskette in diese Lösungsansätze mit ein.

Wir wollen  die Transformation zu einer kreislauffähigen Wirtschaft mit ihren ureigenen Kompetenzen und der reichhaltigen Erfahrung aus 30 Jahren Umweltmanagement-Zertifizierung unterstützen. Unseren Beitrag leisten wir in Form eines neu entwickelten Bewertungsmodells und Labels für kreislauffähige Organisationen – dem Circular Globe. «Schnell haben wir erkannt, dass werthaltige Kreislaufwirtschaft in globalen Dimensionen verstanden und wirkungsvoll oft nur grenzüberschreitend oder mit starken Partnerschaften umgesetzt werden kann», sagt Hubert Rizzi, Mitglied der Geschäftsleitung der SQS. Diese Erkenntnis hat uns dazu bewegt, die Chancen verschiedener Entwicklungspartnerschaften für unsere Projektidee zu evaluieren.

Im folgenden möchten wir unsere Erfahrungen in der Erarbeitung von Circular Globe mit Ihnen teilen. Welche Fragen haben wir uns gestellt, welche Hürden überwunden und wie binden wir unsere Initiative in Netzwerke ein? Blicken Sie hinter die Kulissen und nehmen Sie ein paar nützliche Tipps für Ihr nächstes Projekt mit.

Herausforderung «Remote Project»

Unser internes Projektteam begann im Herbst 2020 mit der konkreten Ausarbeitung des Modells. Glücklicherweise waren persönliche Treffen auf unserer Geschäftsstelle zu diesem Zeitpunkt noch möglich, so dass wir in einem agilen Team einen effizienten iterativen Prozess starten konnten.

Gerade in der Startphase mit Brainstormings, intensiven Diskussionen zu Begriffsdefinitionen und dem grundsätzlichen Aufbau eines solchen Modells war es außerordentlich wertvoll, die bei der Zusammenarbeit in einem Raum entstehende Dynamik nutzen zu können.

Im Dezember 2020 zeichnete sich ab, dass persönliche Treffen bald nicht mehr möglich sein würden. Glücklicherweise sind wir alle an Homeoffice gewohnt, da dies – gerade im Bereich der Auditor*innen – schon seit Jahren konsequent gelebt wird. Neu für uns alle war jedoch, ganze Tages-Workshops mit einer Partnerin in einem anderen Land via Zoom zu gestalten. Doch wie sichert man Kreativität, Professionalität und aktive Mitarbeit auf diesem Kanal und sorgt dafür, dass alle immer voller Elan dabei sind?

Hier unsere Tipps dazu:

  • Technische Funktionalität sicherstellen (Zugangsdaten, Ton, Licht, Kamera etc.)
  • Nutzung eines guten Projektmanagement-Tools zur sofortigen Erfassung, Anpassung und Überwachung der Aufgaben und Termine
  • Klare Definition des Ziels und Einhaltung der Tagesplanung (Abwechslung in der Planung berücksichtigen)
  • Genügend kurze Pausen einplanen (weg vom Screen, ein paar Minuten frische Luft wirken Wunder)
  • Raum für entspannte Gespräche geben (auch zu nicht Workshop-relevanten Themen)
  • Die kreative Arbeit in themenbezogenen Break-out Sessions mit kleiner Teilnehmer*innenzahl erledigen
  • «Hausaufgaben» als gute Vorbereitung, damit die gemeinsame Zeit am Screen sinnvoll genutzt werden kann (Feedbackrunden, inhaltliche Diskussionen etc.)
  • Aktiv zuhören und eigene Beiträge ankündigen (Hand hochhalten oder via Chat)
  • Stetiger Austausch zwischen den Workshops

Trotz der guten Zusammenarbeit scheint es manchmal fast surreal, dass viele der Mitglieder dieses binationalen Projektteams sich noch nie persönlich getroffen haben. Umso mehr freuen wir uns auf den Moment, an dem es möglich sein wird, gemeinsam irgendwo auf die erreichten Erfolge anzustoßen.

 

Komplexität vs. «Simplicity»

Wir wollen einen Beitrag zur Förderung der Kreislaufwirtschaft leisten, der eine große Praxiswirkung erzielt. Unsere Kund*innenbasis besteht seit Anbeginn aus vielen kleinen und mittleren Unternehmen. Um die KMU für dieses Thema zu begeistern, muss es also das Ziel sein, die Eintrittsschwelle für unser Bewertungsmodell möglichst tief zu halten. Gleichzeitig gilt es, einen Leitfaden als eine Art Kompass zu entwickeln, an dem sich Unternehmen in ihren Entscheidungen und zirkulären Aktivitäten orientieren können.

Demgegenüber steht die hohe Komplexität des Themas Kreislaufwirtschaft. Die Liste der Disziplinen, die wir mit dem aktuellen «Stand der Wissenschaft und Technik» zu integrieren haben, ist äusserst umfangreich.

Zur Entwicklung des Circular Globe Kriterienkatalogs waren von Beginn weg zwei Faktoren zentral. Erstens, dass ein relevanter und praxisbezogener Circular Economy Systemansatz unter Einbezug der bedeutenden ökologischen, wirtschaftlichen und sozialen Aspekte eingesetzt wird. Zweitens soll ein für Anwender*innen verständlicher Kriterienkatalog entstehen, welcher effizient unterstützt, glaubwürdige zirkuläre Lösungen priorisiert und der Zirkularitäts-Performance hohen Stellenwert beimisst.

Indem wir in einem konstanten iterativen Prozess immer wieder den Fokus und die Perspektiven gewechselt haben, ist es uns gelungen, diese Komplexität zu bewältigen. Mit unseren unterschiedlichen Hintergründen haben wir das Modell und das Verfahren aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachtet und uns in vielen Gesprächen zuerst das große Ganze vorgenommen, bevor wir dann wieder mittels «Drill-down» zur Detailbetrachtung ansetzten.

Mittlerweile sind wir soweit, dass wir unser Bewertungsverfahren in einem Pilot auf Praxistauglichkeit testen können.

Wie kreieren wir ein Netzwerk?

Wir möchten uns mit Circular Globe aktiv in der Circular Economy Communities einbringen und von Gleichgesinnten lernen. Doch wie gelingt es, Teil der bestehenden Netzwerke zu werden und parallel dazu unsere bestehenden Beziehungen zu festigen?

Wir verfolgen einen mehrgleisigen Ansatz um in denjenigen Netzwerken eingebunden zu sein, die allen unseren Anspruchsgruppen einen Mehrwert verschaffen. In einem ersten Schritt wollen wir sicherstellen, dass unser Modell und Verfahren Akzeptanz und Glaubwürdigkeit genießt.

Circular Globe Advisory Board

Um diesem Anspruch gerecht zu werden und auch erste Stakeholder*innen einzubinden, haben wir uns dafür entschieden, einen Beirat zu gründen. Dieser soll uns begleiten und mit aktiven Rückmeldungen zu konkreten Fragestellungen unterstützen.

Aber welche Anspruchsgruppen wollen wir dabeihaben, wie sprechen wir diese Partner*innen an und welchen Nutzen können wir den Beiräten bieten? Das sind unsere Antworten darauf:

Als erstes haben wir definiert, welche Anspruchsgruppen im Beirat vertreten sein müssen, um ein ausgewogenes Bild zu erhalten. Ausschlaggebend dafür ist gerade auch, welche Person eine Organisation vertritt. Wo im Organigramm einer Organisation ist diese Person angesiedelt? Hat sie die notwendigen Kompetenzen und Zeit für das erforderliche Engagement?

Unsere bestehenden beruflichen Netzwerke haben uns ermöglicht, für diesen Zweck die richtigen Kontakte zu knüpfen. Es lohnt sich hierbei, auch etwas außerhalb der Normen zu denken. Durch bestehende Kontakte in der Design- und Tourismusbranche haben wir beispielsweise Hinweise zu potentiellen Partner*innen erhalten, die im Bereich der Kreislaufwirtschaft aktiv sind.

Um das Risiko von möglichen Konflikten zu reduzieren, sollte man bei der Rekrutierung von Beiräten eines nicht außer Acht lassen: bereits vorhandene Beziehungen zwischen den Organisationen und Personen. Mittels sozialer Medien wie beispielsweise LinkedIn und offenen Gesprächen lässt sich dies jedoch relativ einfach vorgängig abklären.

Die zentrale Frage in der Überzeugungsarbeit ist aber der Nutzen, den die Partner*innen aus einer Mitarbeit erzielen können. Nebst der faktenunterstützten Promotion des eigenen Produkts sollte diesem Punkt ein besonderes Augenmerk gelten. Wir haben uns dabei auf folgende Aspekte gestützt:

  • Fördert eine Mitarbeit die Zielerreichung der Partner*innenorganisation?
  • Gewinnt die Partner*innenorganisation zusätzliches Know-how?
  • Kann die Organisation ihr bestehendes Netzwerk gewinnbringend erweitern oder festigen?
  • Besteht ein Interesse an gemeinsamer Kommunikation?

Mit Fokus auf diese Punkte ist es uns gelungen, ein hochkarätiges Advisory Board zusammenzustellen. Wir sind gespannt auf die wertvollen Inputs, die bald fließen werden.

Einbindung in bestehende Netzwerke

Um sich auch in einer breiteren Öffentlichkeit einen Namen zu schaffen, bietet sich die Einbindung in bestehende Netzwerke an. Einerseits ermöglicht einem dies in verschiedenerlei Hinsicht einen aktiven Beitrag zu leisten. Andererseits zeugt dies auch von einer gewissen Demut, die Sympathie erzeugt. Denn als neue Akteurin ist es vermessen zu meinen, man könne sich von Beginn weg eine eigene Community aufbauen. Nebst dem enormen Aufwand sind so Konflikte vorprogrammiert.

Deshalb haben wir uns entschieden, über verschiedene Anknüpfungspunkte zu diversen Communities Kontakt aufzunehmen und diesen zu pflegen. Von Mitgliedschaften über konkrete Mitarbeit in Projekten bis hin zur Teilnahme an Events ist alles denkbar. Als positiver Nebeneffekt profitieren wir so von Synergien in der Kommunikation. Seien Sie also nicht überrascht, wenn Sie bald auf unerwarteten Kanälen mehr von und über Circular Globe hören.

Autor

Portrait von Andri Bodmer von der SQS im dunklen Anzug mit gepunkteter Krawatte

Andri Bodmer

Mitglied der erweiterten Geschäftsleitung der SQS

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#circularglobe #makeadifference

 

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Unternehmen, die sich für das Circular Globe Label interessieren, können ihre Mitarbeiter*innen in der Lehrgangsreihe Circular Globe Transformation Coach – Certification Course mit dem Thema vertraut machen.

 

 

 

 

 

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