30. Okt 2018

Quality Austria zum Weltqualitätstag

Diese Maßnahmen können Produktrückrufe verhindern

Im ersten Halbjahr 2018 wurden in Österreich rund 250 Anlassfälle für KFZ-Rückrufe gemeldet. Hinzu kommen zahlreiche Warnungen und Rückrufe für Lebensmittel, Spielzeug und andere Produkte. Ursache dafür sind zum Beispiel Aflatoxine, Glasfragmente, Metallstücke. Was auf den ersten Blick wie eine „Liste des Grauens“ anmutet, ist in Wahrheit auch eine Folge des gestiegenen Verantwortungsbewusstseins der Unternehmen. Denn die Initiative für die Rückrufe geht vielfach von den Herstellern selbst aus und nicht von den Behörden. Tatsächlich ist die Produktsicherheit heute so hoch wie nie zuvor. Experten der Quality Austria erklären anlässlich des Weltqualitätstages am 8. November, wie und wo Qualitätsmängel entstehen können und wie sich diese verhindern lassen.

„Spektakuläre Lebensmittel-Skandale, wie zuletzt in Zusammenhang mit dem Insektizid Fipronil, tragen nicht unbedingt dazu bei, das Vertrauen der Konsumenten in die Lebensmittelindustrie zu stärken. Realistisch betrachtet, ist die Sicherheit der Produkte heute allerdings so hoch wie noch niemals zuvor“, wie Wolfgang Leger-Hillebrand, Branchenmanager für den Bereich Lebensmittel bei der Quality Austria, anlässlich des Weltqualitätstages am 8. November erklärt.

Bild: Wolfgang Leger-Hillebrand, Branchenmanagement Lebensmittelsicherheit, Quality Austria, © annarauchenberger.com

„Wir sind heute in der Lage, Rückstände und Verunreinigungen in geringsten Spuren und in einer ungeheuren Vielfalt zu analysieren, die Identität unserer Rohstoffe zu bestimmen, die Herkunft der Produkte über die gesamte Kette der Herstellung zu verfolgen und Irreführung und Täuschungen als solche zu benennen bzw. zu erkennen und zu ahnden“, so der Experte weiter.

 

Rückstände von Reinigungsmitteln in Biomilch

Tatsächlich ist die Auflistung der Warnungen und Rückrufe auf der Website der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) im bisherigen Jahresverlauf 2018 nicht gerade appetitanregend: Listerien in Tiefkühlgemüse, Aflatoxine im Popcorn, Rückstände von Reinigungsmittel in Biomilch, Glasfragmente in Faschiertem – immer wieder müssen Produkte vom Markt zurückgerufen werden, weil im Zuge der Herstellung ein Fehler passiert ist und sie als „nicht sicher“ eingestuft werden. Die Gründe dafür sind laut Leger-Hillebrand vielschichtig, oft passieren die Fehler bereits in der Lieferkette: „Lebensmittel legen häufig tausende Kilometer und zahlreiche, meist verwinkelte Wege zurück bis sie auf unseren Tellern landen. Nicht immer ist die Frage nach Haftung und Verantwortlichkeit eindeutig und leicht zu beantworten. Sämtliche Gefahren für die Lebensmittelsicherheit im Rahmen von HACCP zu identifizieren, zu analysieren und letztendlich effizient zu lenken sei deshalb so ungemein wichtig.

 

Entscheidend ist, wie mit Fehlern umgegangen wird

„In vielen Fällen kommt die Initiative für Produktrückrufe nicht von den Behörden, sondern von den betroffenen Unternehmen selbst, weil die Eigenkontrollsysteme Abweichungen anzeigen“, wie Leger-Hillebrand erklärt. Da amtliche Kontrollen immer nur Stichprobenkontrollen sind, seien die Behörden auch stark auf die Eigenverantwortung der Lebensmittelindustrie angewiesen. Die offene Kommunikation in Bezug auf Rückrufe zeige, dass es keine Schande ist, Produkte, vor allem im Sinne des vorsorglichen Gesundheitsschutzes, vom Markt zu nehmen. Entscheidend sei, wie mit erkannten Fehlern umgegangen werde. Dass Offenheit in Bezug auf Produktmängel von Konsumenten begrüßt wird und nicht zwingend mit Imageeinbußen einhergeht, zeige das Beispiel eines Süßwarenherstellers, der in der jüngsten Vergangenheit, Millionen an Schokoriegeln aus mehr als 50 Ländern nach einer Konsumentenreklamation zurückgerufen hat, weil das Vorkommen von Fremdkörpern in weiteren Teilen der Charge nicht gänzlich ausgeschlossen werden konnte.

„Die Bereitschaft, Schuld einzugestehen und Produkte vorsorglich zurückzurufen, wird heute von den Verbrauchern, bei entsprechender ehrlicher und transparenter Kommunikation, in der Regel als Zeichen eines hohen Verantwortungsbewusstseins gewertet und nicht unbedingt als ein Zeichen totalen Versagens.“ Rückrufe seien aber keinesfalls als mögliche Rechtfertigung zu sehen, notwendige Präventivmaßnahmen in der Lebensmittelherstellung zu vernachlässigen.

Kompliziertere Technik macht anfällig

Auch die Autoindustrie wurde zuletzt von weitreichenden Produktrückrufen in Zusammenhang mit den Abgassystemen erschüttert. Weniger bekannt ist hingegen, dass es im ersten Halbjahr 2018 (Stichtag 2. August 2018) insgesamt sogar knapp 250 Anlassfälle in Österreich für Kfz-Rückrufe gegeben hat, wie eine Aufstellung des Sozialministeriums zeigt. Angefangen von Zündkerzen über Airbags bis hin zu Batteriekabeln gibt es kaum einen Bauteil von Kraftfahrzeugen, der noch nicht von Rückrufen betroffen war. „Die Ursachen dafür sind recht unterschiedlich“, wie Michael Dragosits, Branchenmanager für den Bereich Automotive bei der Quality Austria meint.

Bild: Michael Dragosits, Branchenmanagement Automotive, Quality Austria, © Quality Austria

„Autos werden zwar immer sicherer, aber damit auch komplizierter. Es gibt heute Pkws mit 16 Airbags, Fußgängererkennungssystemen und unzähligen Sensoren. Die komplizierte Technik führt dazu, dass die Anfälligkeit für Produktionsfehler steigt.“

 

Mehr Autos auf den Straßen, aber weniger Verkehrstote

„Aus der Anzahl der Rückrufe darf man nicht zum Schluss kommen, dass die Produktqualität in den letzten Jahren generell schlechter geworden ist, denn es gibt heute deutlich mehr Autos auf der Welt als früher“, wie Dragosits erklärt. In Österreich zum Beispiel ist die Zahl der zugelassenen Fahrzeuge per Ende 2017 um 1,7 Prozent auf 6,77 Millionen gestiegen, wie die Daten der Statistik Austria zeigen. Die Zahl der Verkehrstoten ist hingegen im selben Zeitraum um 4,2 % auf 414 Personen gesunken. Das ist der niedrigste Stand seit 1961. In Summe zeigt sich auch in der Automobilindustrie ein ähnliches Bild wie im Lebensmittelbereich. Auch hier erfolgen viele Produktrückrufe, um auf Nummer sicher zu gehen, und nicht, weil von jedem Mangel gleich eine unmittelbare Lebensgefahr ausgehe. Die finanziellen Folgen von Qualitätsmängel sind für die Hersteller allerdings beträchtlich, weshalb sich präventive Maßnahmen lohnen. „Die Autoindustrie kann mit hohen Qualitätsanforderungen an sich selbst und an die Lieferanten dem Risiko von Produktrückrufen aktiv vorbeugen“, sagt Dragosits.

Für Rückfragen:
Manfred Haider
Himmelhoch GmbH
Tel.: +43 650 856 9881

Ansprechpartner Qualität

Team

Frau Mag. Dr. Anni Koubek

Prokuristin Branchenmanagement Medizinprodukte

Ansprechpartner Lebensmittelsicherheit

Team

quadratisches Portraitbild von Wolfgang Leger-Hillebrand

Herr DI Wolfgang Leger-Hillebrand

Prokurist Branchenmanagement Lebensmittelsicherheit

Ansprechpartner Automotive

Team

Herr Ing. Michael Dragosits, MSc

Prokurist Branchenmanagement Automotive

Weitere News & Events

Immer topaktuell informiert

29. Mrz 2024

ESG-Management

Updates und Neuigkeiten rund um die 3 Säulen der Nachhaltigkeit

Mehr erfahren
28. Mrz 2024

ISO 14001 wird überarbeitet – was erwartet uns?

Neue Revision geplant

Mehr erfahren
26. Mrz 2024

Innovation? Sicher – und mit System

Innovationsmanagement: Kostenloses Webinar und Zertifikatslehrgang

Mehr erfahren
25. Mrz 2024

Machen Sie die Qualifikationen Ihrer Aus- und Weiter­bildungen einzigartig!

Kostenfreies Webinar mit NKS

Mehr erfahren
22. Mrz 2024

Mit System in die Zukunft

Neue qualityaustria Leistungsübersicht 2024 erschienen

Mehr erfahren
20. Mrz 2024

ESG: Must-Have mit Sinn

Warum ESG-Weiterbildung immer wichtiger wird

Mehr erfahren
19. Mrz 2024

OÖG durch Quality Austria zertifiziert

Spitalsträgerin erhält ISO 9001

Mehr erfahren
18. Mrz 2024

Qualitäts-Champion und Qualitäts-Talent ausgezeichnet

29. qualityaustria Forum:

Mehr erfahren
14. Mrz 2024

Im Spannungs­feld zwischen KI und Digitalisierung bleibt die Qualität menschlich

Das war das 29. qualityaustria Forum

Mehr erfahren
08. Mrz 2024

Wissenswertes zu Objectives & Key Results

Definitionen aus der ISO 9000:2015

Mehr erfahren
04. Mrz 2024

Clevere Energiespartipps für zu Hause und für den Arbeitsplatz

Internationaler Energiespartag: 05. März 2024

Mehr erfahren
01. Mrz 2024

Das sind die Finalist*innen unserer Qualitäts-Awards

Wer ist der oder die beste Qualitätsmanager*in des Landes?

Mehr erfahren
+43 732 34 23 22