29. Mai 2015

Revision der ISO 14001:2015

Interner und externer Kontext sowie die Betrachtung des Umweltzustands als Normanforderungen

Ausgangssituation

Nun liegt der Entwurf des FDIS zur ISO 14001 vor. Bis Juli soll dann der FDIS editiert und lektoriert sein. Die Publikation ist für Ende September 2015 terminisiert.

Das Verständnis über die Organisation unter Berücksichtigung ihres Kontextes hat schon die Qualitätsbeauftragten und Qualitätsmanager in den vielen Revisionsseminaren beschäftigt. Da dieses Kapitel infolge der High Level Structure auch für die ISO 14001 gilt, werden sich auch Umweltbeauftragte und Umweltmanager damit intensiv auseinandersetzen müssen, wobei sich hier der Blickwinkel verschieben und erweitern wird. Hinzukommt die Berücksichtigung des „Umweltzustandes“.

 

4.1 Understanding the organization and its context The organization shall determine external and internal issues that are relevant to its purpose and that affect its ability to achieve the intended outcome(s) of its environmental management system. Such issues shall include environmental conditions being affected by or capable of affecting the organization…  

 

Erkenntnisse

Die Bestimmung des internen und externen Kontextes stellt eine klare Normanforderung dar. Dies wird durch das „shall“ klar zum Ausdruck gebracht. Die Relevanz leitet sich ab aus dem Zweck der Organisation (Unternehmenszweck, Mission) und aus dem möglichen Einfluss der Zielgruppen, das beabsichtigte Ergebnis des Umweltmanagementsystems zu erzielen. Im Anhang wird der Kontext ausführlich erläutert. Grundsätzlich will die Norm, dass sich die Organisationen gesamthaft auseinandersetzen, in welchem Umfeld sich ein Unternehmen befindet. Es geht um ein konzeptionelles Verständnis wichtiger Aspekte, die positiv wie negativ das UMS beeinflussen können. Es wird auch auf die ISO Norm ISO 14031 verwiesen. Es empfiehlt sich, diese ISO Norm näher anzuschauen. Die ISO 14031 stellt einen Leitfaden dar für: „Environmental management —Environmental performance evaluation — Guidelines“. Die ISO 14031 listet mögliche interessierte Kreise auf, ebenso beschreibt sie mögliche Methoden zur Erhebung der Bedürfnisse und Erwartungen sowie Indikatoren zur Bewertung der Umweltleistungen.

 

Beim internen Kontext geht es va um:

  • Werte
  • Kultur
  • Strategie
  • Prozesse
  • Produkte
  • Mitarbeiter
  • Know-how, Wissen
  • Ressourcen

Diese können proaktiv und unmittelbar gestaltet und gesteuert werden.

 

Beim externen Kontext geht es vor allem um

  • Trends (Gesellschaft, Markt)
  • Entwicklungen  (Stand der Technik, Recht, Normung)

Dabei sind lokale, regionale, nationale und internationale Entwicklungen zu berücksichtigen.

Die Normforderung „Such issues shall include environmental conditions being affected by or capable of affecting the organization“ wurde durch das Einfügen von „shall“ schärfer und stellt damit eine klare Normanforderung dar. D.h. es geht um einen Zustand oder eine Eigenschaft der Umwelt (Luft, Wasser, Land, natürliche Ressourcen, Flora, Fauna, Menschen) zu einem bestimmten Zeitpunkt.

Im Anhang der ISO 14001 wird “environmental conditions” erläutert, siehe Stichworte. Exemplarisch werden mögliche dialektische Fragenpaare oder Themen als Anstoß für weitere Überlegungen adressiert:

  • Klima: Welchen Einfluss und welche Auswirkungen hat der Klimawandel auf das Unternehmen? Was ist der Beitrag zum Klimaschutz, zB Einsparung an CO2-Äquivalenten?
  • Luftqualität: Wie sieht die regionale/lokale Immissionssituation? Wie beeinflusst die Organisation durch Emissionen die lokale, regionale Luftqualität, z.B. mit Vorläufersubstanzen zur bodennahen Ozonbildung?
  • Wasserqualität: Wie ist die Wassergüte der Fließgewässer? Wie beeinflussen die Abwasseremissionen die Wassergüte im Vorfluter? Wie beeinflussen Emissionen die Qualität des Grundwassers?
  • Landnutzung: Dies stellt eine Herausforderung für die Raumplanung, Stadtplanung, und Flächenwidmung dar. Wie knapp ist die Ressource Fläche, Boden, zB in Ballungsgebieten, Tallagen in Bergregionen? Können nicht mehr genutzte Industrieflächen wiederverwertet werden oder wird auf die grüne Wiese gebaut? Wie groß ist die versiegelte Fläche?
  • Bestehende Kontaminationen: Gibt es Bodenverunreinigungen, Altlasten, Belastungen durch Unfälle oder Belastungen durch Immissionen im Umfeld? Welche Einschränkungen sind damit uU verknüpft?
  • Verfügbarkeit von (erneuerbaren) Ressourcen: Welche Reichweite haben Reserven und Ressourcen an bestimmten Rohstoffen?
  • Biodiversität: in der Praxis wird dies oft mit dem Flächenverbrauch - versiegelte Fläche - als KPI ausgewiesen; Hinweis: in der Definition nach 3.8 und der ISO 14031 wird hier explizit auch die Flora und Fauna angesprochen.

Die ISO 14031 definiert auch die Environmental Coniditions Indicators, kurz ECIs, die sogenannten Umweltzustandsindikatoren.

 

Schlussfolgerungen

  • Die Bewertung des Umweltzustands wird eine Herausforderung darstellen, wobei der Klimasachstandsbericht 2014 (Sachstandsberichts Klimawandel 2014), Wassergütekarten, Altlastenatlas, Bodenkarten, Liste gefährdeter Arten (Flora und Fauna), die Ausweisung von Schutzgebieten sehr gute Anhaltspunkte geben.
  • Die Analyse des Umweltzustandes wird die Festlegung der signifikanten Umweltaspekte beeinflussen, insbesondere dann, wenn eine gegebene Ist-Situation durch hohe Hintergrundbelastung oder durch eine Ressourcenverknappung die Umweltrelevanz von Tätigkeiten, Produkten, Dienstleistungen verschärft.
  • Die Betrachtung des Umweltzustandes kann u.U. wichtige Erkenntnisse hinsichtlich von Risiken und Gefahren erbringen.

Autor

Team

quadratisches Portraitbild von Axel Dick

Herr DI Axel Dick, MSc

Prokurist Leitung Business Development Umwelt und Energie, ESG

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Herr DI Axel Dick, MSc

Prokurist Leitung Business Development Umwelt und Energie, ESG

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