01. Sep 2022

Gastbeitrag von Mischa Lucyshyn

Hämmer, Nägel und KI

Sind Sie ein Hammer-Nagel oder eher ein Nagel-Hammer-Typ?

In einer der vielen Umfragen zum Thema „Digitalisierung“ stellte die Firma Salesforce unter den befragten Fertigungs-Unternehmen (wenig überraschend) fest, dass mehr als 8 von 10 befragten Manager*innen das Thema Digitalisierung unter den Top 5 Prioritäten der nächsten Jahre ansiedeln.

Wenn man durch die Medienlandschaft als Stichprobe der öffentlichen Wahrnehmung streift, scheint im Kontext der Digitalisierung ein Begriff aktuell klar zu dominieren: Es verstreicht kaum ein Tag ohne eine Nachricht, in der Künstliche Intelligenz (KI) in Kombination mit den Worten Erfolg, Durchbruch, gar Revolution etc. – und den damit verbundenen Hoffnungen – vorkommt.

Hört man hingegen Praktiker*innen zu, die dieses Bündel an technologischen Werkzeugen zur Anwendung bringen, sprechen diese mittlerweile lieber von „augmented intelligence“ als von „artificial intelligence“ (Und manch eine*r ist dabei auch nicht abgeneigt, zur Image- und Erwartungs-Korrektur das Kürzel WIKI für „wenige intelligente künstliche Intelligenz“ zu adaptieren, um damit etwas genervt und durchaus provokativ anzudeuten, wie wenig die Realität der verwendeten prädiktiven Modelle mit der in der Öffentlichkeit herrschenden – und gefütterten – Vorstellung einer „generellen künstlichen Intelligenz“ zu tun hat).

So ist es nicht verwunderlich, bei Gartner in einer ebenfalls kürzlich veröffentlichten Studie folgendes Statement zu finden:

“Advanced manufacturing companies are implementing new technologies like Artificial Intelligence (AI), Internet of Things (IoT), Data and Analytics to drive growth and profitability. To ensure success, CIOs must go beyond the hype of new technologies and develop future-ready strategies to manage change and capitalize on opportunities.”

Denn:

“Only 36 percent of manufacturing enterprises realize above-average business value from IT spending in digitalization at a reasonable cost when compared to peers.”

Womit wir wieder bei der Typenfrage angekommen sind.

Vor etwa 20 Jahren studierten Abigail J. Sellen und Richard H.R. Harper den Mythos des papierlosen Büros. Neben dem interessanten Konzept der „affordance“, das sich mit etwas Phantasie nun auch auf die Diskussion um die Kooperation von Prediction Machines (= aktuelle KI) mit Menschen übertragen lässt, fand sich die Erkenntnis, dass vornehmlich jene Unternehmen mit einer Digitalisierung des Bürobetriebs erfolgreich waren, die diese Digitalisierung als Unterstützung bei der Erreichung wichtiger Unternehmensziele verstanden und eingesetzt haben – im Kontrast zu anderen, die, salopp formuliert, „darauflos“ digitalisiert haben in der etwas vagen aber nichtsdestotrotz kräftig beklatschten und in der Regel enttäuschten Erwartung, der gewünschte Erfolg werde sich „automatisch“ einstellen, wenn man erst einmal papierlos zu arbeiten begonnen habe. (Zyniker*innen unter der Leser*innenschaft werden genügend Beispiele der jüngeren Vergangenheit zu diesem Thema einfallen.)

Also – welcher Typ sind Sie? Kaufen Sie einen Hammer und formulieren jedes Problem als den dazu passenden Nagel? Oder wissen Sie um die in Ihrem Unternehmen eigenen Nägel und Schrauben (oder Nieten?) Bescheid, bevor Sie sich nach dem passenden Werkzeug umsehen?

Gut möglich, dass eines dieser Werkzeuge eine KI ist – oder wie auch immer man sie bezeichnen mag: Wer daten-intensive Technologien wie neuronale Netze oder andere Muster-Erkennungs-Modelle einsetzt, wird dabei an der einen oder anderen Stelle gut beraten sein, auch die gültigen rechtlichen Rahmenbedingungen nicht außer Acht zu lassen.

Aktuell arbeitet die Gesetzgebung daran, diesen rechtlichen Rahmen für die wirtschaftliche Anwendung von künstlich intelligenten Maschinen zu gestalten, unter besonderer Berücksichtigung der Einhaltung ethischer Standards. So sieht etwa das Datenschutzrecht bereits jetzt einige Pflichten für KI-Systeme vor, insbesondere zur Transparenz der Datenverarbeitung. Neuerungen wird es durch die EU KI-Verordnung (AI Act) geben, welche KI-Systeme in Kategorien aufteilt und an diese unterschiedliche Anforderungen stellt.

Online Seminarreihe Upgrade-Training Digitalisierung – Trend & Praxis-Check

Das neue Modul "Künstliche Intelligenz (KI) - Rechtliche Aspekte" der interaktiven Seminarreihe wird sich zunächst einer technischen Orientierung und Begriffsklärung zum Thema KI widmen. Danach werden die Pläne des europäischen Gesetzgebers näher beleuchtet und aufgezeigt, wie KI-Nutzer*innen oder Betroffene mit der jetzigen und kommenden Rechtslage umgehen können.

Die Provokation mit Hämmern und Nägeln hinter uns lassend (Humor ist z. B. etwas, was dem aktuellen technischen Stand von KI völlig fremd ist) – ein Merkmal zutiefst menschlicher Intelligenz ist ja unsere Neugierde – vielleicht konnten wir Ihr Interesse für dieses Thema wecken?

Weiterführende Informationen

Überblick Produktgruppe: Digital Economy

Online Seminarreihe Upgrade-Training Digitalisierung - Trend & Praxis-Check
>> Module und Themen individuell wähl- und kombinierbar

QM-Werkstatt Data Science: Unsupervised Machine Learning
>> 08.11.2022, Online

QM-Werkstatt Quality Data Science
>> Wir bieten auf Anfrage gerne Termine an und freuen uns auf Ihre Kontaktaufnahme.

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Autor & Ansprechperson

Netzwerkpartner*in

Herr DI Michael Lucyshyn

Netzwerkpartner, Produktexperte Six Sigma und Statistik

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