12. Nov. 2019

Quality Austria zum Weltqualitätstag

Qualitäts-Expertin Anni Koubek warnt: „Auf Zulieferer, die in mehreren Branchen aktiv sind, kommt ein großer Aufwand zu“

„Das Thema Qualität hat nichts an Relevanz eingebüßt – ganz im Gegenteil“, betont Anni Koubek, Business Developerin für Qualität und Innovation, Quality Austria. Der zuletzt weltweit kolportierte Rückgang der Zertifizierungen nach der Qualitätsmanagementnorm ISO 9001 sei kein geeigneter Gradmesser, weil die gemeldeten Zahlen auf freiwilligen Meldungen basieren. Hinzu kommt, dass jeder Sektor zusätzlich zu der Mindestanforderung dieses Managementsystems sukzessive branchenspezifische Qualitätsmodelle entwickelt – und diese Bereiche seien stark wachsend. Dadurch kommt auf Zulieferer, die in mehreren Branchen aktiv sind, laut Koubek allerdings ein beträchtlicher Aufwand zu.

Der weltweite Siegeszug der ISO 9001 ist unter Fachleuten unbestritten. Sie ist die meistverbreitete Managementnorm der Welt. Der für 2018 auf Basis des ISO Surveys gemeldete Rückgang auf 0,89 Mio. gegenüber rund 1,06 Mio. Zertifizierungen im Vorjahr hatte zuletzt für Aufsehen gesorgt. Allerdings seien diese Zahlen abhängig von freiwilligen Meldungen einzelner Konformitätsbewertungsstellen in verschiedenen Ländern, wie Anni Koubek, Business Developerin für Qualität und Innovation, Quality Austria, im Zuge des Weltqualitätstages am 14. November betont. Das Thema Qualität habe definitiv nicht an Relevanz verloren. Vielmehr sei das Gegenteil der Fall, denn man müsse hier einen breiteren Kontext betrachten. „Es gibt kaum eine Branche, in der nicht spezifische Qualitätsanforderungen entwickelt werden. Das heißt, dass Unternehmen zusätzlich oft noch andere Modelle anwenden. Die ISO 9001 ist nur eine Mindestanforderung“, stellt Koubek klar. Spezifische Lösungen seien in vielen Branchen hingegen stark wachsend: in den Bereichen Automobilindustrie, Medizinprodukte, Telekom, Aerospace, Lebensmittel und in vielen anderen.

Dienstleistungsbereiche holen gegenüber Produzenten auf

Die Anforderungen in den Branchenstandards werden immer spezifischer, weil es auch unterschiedliche Anforderungen von Kundenseite gibt. Hinzu kommen weitere regulatorische und technische Vorgaben. „Für die Unternehmen ist das eine große Herausforderung. Wenn ein Zulieferer in mehreren Branchen aktiv ist, kommt hier ein großer Aufwand auf die Unternehmen zu“, befürchtet die Expertin. Zwar unternehme ISO den Versuch, gemeinsame Strukturen wie die High Level Structure zu entwickeln, Koubek vermutet aber, dass die Herausforderungen trotzdem steigen werden. Die ISO 9001 selbst ist für Organisationen jeder Größe anwendbar – so haben die kleinsten Kunden der Quality Austria weniger als fünf Mitarbeiter. Auch bei den Branchen, in denen die ISO 9001 zum Einsatz kommt, gibt es eine große Bandbreite. „Früher war die ISO 9001 eine Domäne des produzierenden Gewerbes, zuletzt haben aber Dienstleistungsbereiche wie das Gesundheitswesen, der Bildungsbereich oder die öffentliche Verwaltung aufgeholt“, beobachtet Koubek.

Kunden wollen das neueste Handy möglichst rasch

Aber auch die Sicht der Konsumenten punkto Qualität hat sich im Laufe der Zeit verändert. Koubek stellt auch den Qualitätsbegriff selbst zur Diskussion. „Was ist denn Qualität überhaupt?“ Es gehe darum, die Bedürfnisse und Anforderungen der Kunden zu erfüllen – und genau dort seien in einigen Bereichen zum Teil Änderungen zu beobachten. „Konsumenten ist es oft wichtiger, das neueste Handy schnell kaufen zu können. Auch wenn es noch nicht in allen Aspekten ausgereift ist, wird dies nicht als Qualitätsmanko gesehen, weil man Verbesserungen mittels Updates einspielen kann“, stellt die Expertin fest. Der gleiche Zugang wäre bei sicherheitsrelevanten Produkten allerdings eine Katastrophe, man denke nur an die Luftfahrtbranche. Die Organisationen hätten den Nutzen von Qualitätsmanagementsystemen hingegen sehr wohl erkannt, auch wenn sie selbst noch nicht zertifiziert seien: „Jedes Unternehmen, das längerfristig erfolgreich sein will, muss sich bei der Gestaltung und Steuerung von Wertschöpfung ständig weiterentwickeln und die wichtigsten Chancen und Risiken erkennen, um darauf reagieren zu können“, stellt Koubek klar.

Ansprechpartner Qualität

Team

Frau Mag. Dr. Anni Koubek

Prokuristin Branchenmanagement Medizinprodukte

Netzwerkpartner*in

Herr DI Michael Lucyshyn

Netzwerkpartner, Produktexperte Six Sigma und Statistik

Netzwerkpartner*in

Portraintfoto von Johann Russegger

Herr Dipl.-Wirtsch.-Ing. (FH) Johann Russegger, MBA

Netzwerkpartner, Produktexperte Trainings Integriertes Managementsystem, Qualität

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