28. Mrz 2017

Gender und Diversity im Arbeitnehmerinnen- und Arbeitnehmerschutz

Gender und Diversity im Arbeitnehmerschutz

Beim Themenbereich „Gender und Diversity“ im Arbeitnehmerschutz geht es um mehr als nur das „Binnen I“ – es geht um Menschen mit ihren Unterschieden und um deren Berücksichtigung in puncto Sicherheit und Gesundheit. Gleichbehandlung ist wichtig und richtig, jedoch sollten Verantwortungsträger, wenn es um die Sicherheit und Gesundheit von Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen geht, auf die spezifischen Unterschiede achten.

Ein neutraler Ansatz in der Gefahrenbeurteilung (Arbeitsplatzevaluierung), der den spezifischen Unterschied nicht berücksichtigt und einen männlichen Durchschnittsarbeitnehmer als Maßstab nimmt, übersieht, dass Schutz- und Präventionsmaßnahmen häufig nicht für alle Männer und alle Frauen wirksam sind, weil sehr viele Beschäftigte nicht dem Durchschnittsmaßstab entsprechen.

Die Einbeziehung der Betrachtungsebene „Gender und Diversity“ kann helfen, Arbeitsbedingungen besser einzuschätzen und eingesetzte Mittel zum Arbeitnehmer- und Arbeitnehmerinnenschutz effizienter zu nutzen und dadurch den Schutz für alle Beschäftigten sicherzustellen und wirksamer zu gestalten.

 

Herausforderungen meistern

Zwei wesentliche Herausforderungen für Unternehmer stellen sich in diesem Zusammenhang – einerseits der Mangel an Fachkräften und die stetig steigende Zahl der älteren Personen durch den demografischen Wandel im Erwerbsleben und andererseits die Herausforderungen aus dem Wandel der Arbeitswelt im Hinblick auf die Arbeitswelt 4.0 bzw. Industrie 4.0.

Die Kernfragen zur Sicherung des Unternehmenserfolges unter Berücksichtigung des Arbeits- und Gesundheitsschutzes sind:

  • Wie gestalte ich meine betrieblichen Systeme um möglichst effizient zu sein? (Vermeidung von Ausfallzeiten durch Unfall und Krankheit)
  • Wie gewinne ich neue Fachkräfte oder Personen mit hohem Potenzial, um einem Mangel an Fachkräften vorzubeugen? (Stichwort: Frauen in typischen Männerberufen)
  • Wie kann ich erfahrene und hochwertige Beschäftigte auch im höheren Alter in der Wertschöpfungskette behalten?

Die Anzahl von älteren qualifizierten Beschäftigten mit einer Beeinträchtigung (Bewegungsapparat, Sehkraft, usw.) wird durch die längere Lebensarbeitszeit zunehmen. Es gilt schon jetzt sicherzustellen, dass durch den Präventionsansatz die Arbeitsplätze so gestaltet werden, dass keine oder zumindest nur eine minimale Beanspruchung der Beschäftigten erfolgt, damit es zu keiner späteren Beeinträchtigung kommt. Auch gilt es die Arbeitsplätze so einzurichten, dass eine ältere Person mit einer Beeinträchtigung so lange als dies verträglich ist, aktiv im Berufsleben bleiben kann. Das über die Jahre aufgebaute Wissen und die Fertigkeiten stehen somit weiter zur Verfügung.

 

Unterschiede entdecken

Etliche Kampagnen werden seit geraumer Zeit durchgeführt, um Frauen zu motivieren, in klassischen „Männerberufen“ zu arbeiten. Es wäre grundsätzlich zu beachten, dass trotz Gleichbehandlung an gewissen Arbeitsplätzen die Präventionsmaßnahmen anders zu gestalten sind, wenn diese Arbeitsplätze Frauen einnehmen. Der Schutz sollte nicht erst beginnen wenn eine Schwangerschaft vorliegt (Schutzbestimmungen für werdende und stillende Mütter) sondern grundlegend mit der Tatsache, dass es anatomische und physische Unterschiede zwischen Mann und Frau gibt. Die meisten Arbeitsplatzevaluierungen beziehen sich auf den Durchschnittsmann (Anatomie, Muskelkraft, usw.). An vielen Arbeitsplätzen im administrativen und kaufmännischen Bereich wird dies keine Auswirkungen auf den Arbeits- und Gesundheitsschutz haben. In Bereichen in denen manuell bzw. mit Maschinen, Chemikalien, Formgebung, usw. gearbeitet wird, kann dies große Unterschiede in der Betrachtung des Arbeits- und Gesundheitsschutzes bedeuten. Eine Betrachtung, getrennt nach Geschlechtern, kann in diesen Fällen nicht nur die Gesundheit der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen steigern, sondern auch die Arbeitsplätze stark attraktiveren und Frauen verstärkt motivieren in „klassische Männerberufe“ zu wechseln.

In beiden Fällen ist die Arbeitsplatzevaluierung der rechtliche Rahmen in dem die Gefahren ermittelt und die entsprechenden Schutzmaßnahmen festgelegt werden. Um den positiven Effekt der Arbeitsplatzevaluierung durch ein kontinuierliches System in der Effizienz zu steigern, bieten sich Managementsysteme auf Basis der Standards, wie die OHSAS 18001SCC und die kommende ISO 45001 an.

 

Zwei Sichtweisen, ein Ziel

Es treffen sich im Bereich der Arbeitssicherheit und des Gesundheitsschutzes in Unternehmen zwei Sichtweisen, die ein gemeinsames Ziel haben: Dies ist die Unfallfreiheit.

Im Unternehmen beschäftigte Personen (auch Leasingpersonal) wollen am Ende eines Arbeitstages gesund nach Hause gehen und an keinen Berufskrankheiten erkranken. Arbeitgeber haben neben dem Schutz der Beschäftigten auch die Erreichung der gesamten Unternehmensziele verstärkt im Fokus, wozu auch der effiziente Einsatz der Beschäftigten und das langfristige Sicherstellen von Wissen und Kompetenz im Unternehmen zählen. Organisationen, die die Sicherheit und Gesundheit ihrer Beschäftigten sicherstellen, haben ein deutlich besseres Image bei den qualifizierten Personen, welche einen Arbeitsplatz suchen. Hier kann speziell Gender und Diversity ein sehr starkes Argument sein, neue Personenkreise als fachlich qualifizierte Beschäftigte zu gewinnen. Auch zielen im Moment viele Initiativen zur unternehmerischen Zukunftssicherung darauf ab, Frauen und Personen mit Migrationshintergrund für qualifizierte Beschäftigung zu gewinnen.

 

Effektive Sicherheit

Um die Zukunft (Organisation und Mensch) aktiv im Bereich der Arbeitssicherheit und des Gesundheitsschutzes zu gestalten, sind Standards wie die OHSAS 18001:2007 sowie die kommende ISO 45001 starke Gestaltungswerkzeuge. Managementsysteme sind Instrumente zum „systematischen Ansatz der permanenten Verbesserung und des Umgangs mit Gefahren und Risiken“. Sie können Unternehmen massiv in der Absicherung der Unternehmensziele und Steigerung der Effizienz unterstützen. Gleichzeitig sind sie Garanten für die kontinuierliche Verbesserung der Arbeitssicherheit und des Gesundheitsschutzes für die Beschäftigten.

 

Begriffsdefinitionen:

(Quellen: DGUV.deeval.atArbeitsinspektion.gv.at)

Gender (soziales Geschlecht) meint Vorstellungen und Erwartungen, wie Frauen und Männer angeblich sind (soziale Rollen in der Gesellschaft, Rollenklischees - "typisch männlich" - "typisch weiblich"). Eigenschaftszuschreibungen an Männer und an Frauen sind historisch geprägt und unterliegen dem gesellschaftlichen Wandel. Gender rückt beide Geschlechter und die Geschlechterverhältnisse in den Blickpunkt, wobei Frauen ebenso wenig wie Männer eine homogene Gruppe darstellen und unter unterschiedlichen Rahmenbedingungen in der Arbeitswelt tätig werden. Gender meint also nicht das biologische Geschlecht, Statistiken zu Männer/Frauen liefern aber eine wichtige Datenbasis für Maßnahmen z.B. im ArbeitnehmerInnenschutz.

Diversity in der Arbeitswelt meint die soziale Vielfalt der Menschen am Arbeitsplatz: ArbeitnehmerInnen z.B. mit unterschiedlicher ethnischer Herkunft, ältere und jüngere Beschäftigte und Personen mit Beeinträchtigungen sind an den Arbeitsplätzen gemeinsam tätig – mit Gemeinsamkeiten, individuellen Verschiedenheit und vielseitigen Kompetenzen, wie Sprachkenntnissen und kulturellem Wissen. Dennoch sind oft Vorurteile und Klischeebilder über die Beschäftigten, z.B. mit Migrationshintergrund, wirksam.

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