30. Nov 2020

Wohin geht die Reise?

Patientensicherheit – aus Fehlern lernen

Das Bewusstsein zum Thema Risikomanagement im Gesundheitswesen hat sich bei den darin tätigen Professionen und Akteuren in den letzten Jahren merklich positiv weiterentwickelt. Gerade auch die gegenwärtigen Umbrüche und Veränderungen durch die COVID-19 Pandemie sind Beispiele, die den Aspekt der Patienten- als auch Mitarbeitersicherheit noch deutlicher bewusst machen.

Walter Petschnig, qualityaustria Netzwerkpartner, Auditor und Trainer, beleuchtet Aspekte und Ansätze, die das Potenzial haben, in Zukunft gewichtiger und fokussierter behandelt zu werden.

Fehler können passieren, das wissen wir alle. Besonders im medizinischen Bereich ist es aber unerlässlich, wie mit Fehlern umgegangen bzw. auf Fehler reagiert wird, da letztendlich häufig Menschenleben davon abhängig sind. Längst hat sich das Thema Patientensicherheit zum integralen Bestandteil im medizinischen Alltag gemausert – angefangen hat alles vor rund 20 Jahren mit dem Report „To err is human“ des U.S Instituts für Medizin (IOM). Eines der wesentlichen Erkenntnisse der Studie war, dass 1999 bis zu 98.000 Patienten aufgrund mangelhafter Sicherheit im amerikanischen Gesundheitswesen ums Leben gekommen sind. Aus dem IOM Report leiteten sich weltweit fundierte Initiativen ab. Ein Adverse Event ist ein Ereignis, welches nicht auf die jeweilige Krankheit des Patienten, sondern auf Fehler im Behandlungsprozess selbst zurückzuführen ist.

Was hat sich seit 1999 getan? Wo stehen wir heute und wohin geht die Reise?

Trend zu mehr Qualitätsstandards

Klinisches Risikomanagement als vorbeugende Strategie zur Fehlererkennung bzw. -vermeidung ist bereits wesentlicher Bestandteil des Qualitätsmanagements von Spitälern oder Pflegeeinrichtungen.

Je nach Ausprägung des jeweiligen Reifegrads des implementierten Risikomanagements (in Anlehnung an die ONR 49001) gilt das Risikobewusstsein eines Unternehmens von „passiv“ (Stufe 1, keinerlei Integration von systematischen Risikomanagement-Elementen) bis zum höchsten Reifegrad und dem Risikomanagement als fixer Bestandteil eines Unternehmens. Wichtig hierbei: eine offene und von den Führungskräften vor gelebte Fehlerkultur.

Außerdem stützen sich Normen wie die ISO 9001 sowie die ONR 49001 auf risikobasierte Ansätze, um mittels systematischer Betrachtung von Managementprozessen dem Zufall zuvorzukommen.

Plus an Ausbildungen und Expertise

In der Praxis zeigt sich ein immer umfassenderes Angebot an Ausbildungen auf universitärem Niveau sowie Fachausbildungen bei Qualitäts-/ Risikomanagern im Gesundheitswesen auf der einen Seite und zusammenhängend dazu auf der anderen Seite auch ein fortschrittlicher Ausbildungsgrad von Risikomanagern und Beauftragten in den Einrichtungen. Als Forschungsfeld erfährt das Thema Patientensicherheit ebenfalls zunehmend internationale Aufmerksamkeit – Tendenz steigend.

Luft nach oben?

Gleichzeitig kommt aus der Praxis von „ausgebildeten Fachleuten“ jedoch häufig die Rückmeldung, angeeignetes Know-how aufgrund fehlender Systematik und Vorgaben, sowie des fehlenden Top Down-Verständnisses (von der obersten Führungsebene abwärts) in der Organisation nicht entsprechend umsetzen zu können.

Ein ganz neues Angebot – speziell für Führungskräfte der mittleren und obersten Ebene – gibt es auch bei der Quality Austria: ab 2021 bieten wir das Seminar Risikomanagement für Führungskräfte im Gesundheitswesen. Praxisnah werden Aufgaben, Pflichten sowie Ansätze und Möglichkeiten der Führungskräfte zur Umsetzung des klinischen Risikomanagements sowie systematischer Patientensicherheitselemente aufgezeigt.

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Prozesstreiber Digitalisierung

Neben einem Wachstum an spezifischen Plattformen wie z. B. Plattform Patientensicherheit und die Österreichische Fachgesellschaft für Qualität und Sicherheit im Gesundheitswesen (ASQS), höherwertigen Ausbildungsmöglichkeiten und allgemein einem höheren Bewusstsein gilt Digitalisierung als wichtiger Treiber und stark unterstützendes Element in puncto Patientensicherheit.

Veranlasst durch gesetzliche Maßnahmen zur Eindämmung der COVID-19 Pandemie wurden binnen kurzer Zeit telefonische Krankschreibung und Medikamentenverordnung in Österreich ermöglicht. Gleichzeitig ergeben sich seit Jahren schon weitere Schnittstellen wie zu Telemedizin, E-Health oder die verstärkte Nutzung von Gesundheits-Apps und Wearables, z. B. elektronische Armbänder zur Selbstüberwachung der Patienten. Trends zeigen auch im Bereich IT-Security neuartige Bedrohungen für Patienten in Form von Cyber-Erpressungen, bei denen einzelne Patienten Opfer von Cyber-Erpresserbanden werden. Aktuelles Beispiel dazu: Das Unternehmen Vastaamo aus Finnland.

Mithilfe der digitalen Transformation ergeben sich jedoch auch Fragen wie: Sind unter Führungskräften und Mitarbeitern ausreichend digitale Kompetenzen vorhanden? Sind die Daten vor Eingriffen von unerlaubten Dritten geschützt? Fest steht: diverse digitale Helfer erleichtern zwar die medizinische Arbeit und machen diese sicherer, müssen aber künftig mehr und mehr in Prozesse des Qualitäts- und Risikomanagements implementiert werden. Gleichzeitig gilt auch, dass in absehbarer Zeit keine App den realen Arztbesuch ersetzen werden kann. Eine duale Implementierung menschlicher und technologischer Faktoren ist erstrebenswert. Das Fazit vieler Experten lautet: nur die abgestimmte Symbiose aus Arzt, Pflegekraft sowie Therapeuten und dem digitalen Support, kann ein effektiver Patientensicherheitsansatz sein.

Ein wesentlicher Faktor in dieser Hinsicht ist die Tatsache, dass trotz Digitalisierung in den Kliniken und Pflegeeinrichtungen immer noch Teams miteinander arbeiten.

Wichtig ist es also auch weiterhin, Patientensicherheit auf allen Ebenen umzusetzen und täglich zu leben. Das Bewusstsein, dass Patientensicherheit die Aufgabe von der Geschäftsführung bis hin zum Studenten auf der Station ist, birgt teilweise noch Potenzial.

Gleichzeitig rücken in Krisenzeiten auch psychische Gesundheit der Patienten und Mitarbeiter immer mehr in den Fokus.

Autor

Portraitfoto Walter Petschnig

 

Walter Petschnig, MSc

qualityaustria Netzwerkpartner, Auditor, Trainer

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NEU: Risikomanagement für Führungskräfte im Gesundheitswesen
>> 12. – 13. April 2021 in Wien und 20. – 21. Oktober 2021 in Linz

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