Qualität aus Sicht einer Qualitäts- und Innovations-Expertin
Vorausschauendes Qualitätsmanagement 4.0
Der 11. November ist Weltqualitätstag. Wir haben daher Mag. Dr. Anni Koubek, Prokuristin Innovation, Business Development Zertifizierung Qualität, Quality Austria nach dem Status Quo von Qualität und ihrer künftigen Prognose für das Qualitätsmanagement 4.0 gefragt.
„Das große gegenwärtige Thema in der Qualität ist nicht die normative Neuerung – hier werden wir noch über längere Zeit mit der ISO 9001 ein beständiges Rahmenwerk vorliegen haben. Eine Revision kann frühestens in drei Jahren erwartet werden“, betont die qualityaustria Expertin. Es gehe vielmehr um die Frage: Wie gehen wir mit den Qualitätsanforderungen in neuen Technologien – speziell im Bereich der Digitalisierung – um? Koubek sieht zwei wesentliche Herausforderungen:
- Digitalisierung von Qualitätsaufgaben: Dass auch künftig keine Papieraufzeichnungen mehr gemacht werden, ist schon längst Alltag in den Betrieben. Es ist vielmehr die große Aufgabe, eine schnittstellenfreie Integration der qualitätssichernden Prozesse zu bewirken. Sämtliche Aufgaben, wie Prozesskontrollen, Prüfungen, Lieferant*innenbewertungen etc. werden dabei mit den ERP-Systemen der Organisationen integriert und möglichst automatisiert. Also: weg von händischen Excel-Analysen hin zu Systemen, aus denen dann auch etwa Kennzahlen direkt generiert werden.
- Weiterentwicklung der Qualitätsmanager*innen: Die zweite Herausforderung der Zukunft wird es sein, neue digitalen Technologien in der jeweiligen Branche zu beherrschen – diese also qualitätsgesichert zu verwenden. Dabei müssen Qualitätsmanager*innen nicht über Programmierkenntnisse verfügen oder jeden Aspekt dieser hochtechnologischen Softwareprojekte verstehen, aber sie müssen die jeweilige Schlüsseltechnologie ihrer Branche kennen, um ein vorausschauendes Qualitätsmanagement implementieren zu können. Was sind kritische Themen in der Einführung und Validierung von Machine Learning oder anderen KI-Anwendungen in Unternehmen? Hier kann Qualitätsmanager*innen z. B. in der Bewertung von Trainingsdaten, der Rückverfolgbarkeit in der Dokumentation, der Transparenz für Nutzer*innen oder der Bewertung der Genauigkeit und Robustheit der Anwendungen eine wichtige Rolle zukommen.
Ein weiteres Beispiel: das „Internet of Things“. Hier ist beispielsweise die Validierung ein wichtiger Schritt – werden diese Geräte doch in breiten Anwendungsbereichen und unterschiedlicher Netzkonnektivität eingesetzt. Speziell die Datenanalyse ist hier auch ein Qualitäts-Thema, die Sensoren und Nutzer*innendaten können hier wesentliche Informationen für die Weiterentwicklung liefern.
„Als Quality Austria sind wir zurzeit intensiv damit beschäftigt, die Qualifikationsanforderungen und Job Profile für die Dekade von Quality 4.0 zu entwickeln. Qualitätsmanager*innen nehmen eine immer wichtigere Rolle bei der Entwicklung sämtlicher Technologien ein, für diese gilt es – besser heute als morgen – fit zu sein.“